Wir haben als Zeitschriften-Verlag seit dem im Januar erfolgten upgrade auf CS5.5 solcherart Probleme, dass Text, Grafiken und pdf-Anzeigenobjekte in den ausgegebenen Produktions-pdf-Dateien willkürlich, teilsweise auf die gegenüberliegende Doppelseite verschoben werden. Gearbeitet wird auf akteullen Macs unter OSX 10.6.8 mit Indesign 7.5.2, die fehlerhafte Ausgabe ist geräteunabhängig.
Die Fehler treten nur bei der Ausgabe von pdf-Version 1.3 für Acrobat 4 auf, damit grundsätzlich in den Standards pdf/X-1a:2001 bis pdf/X3:2003. Wir produzieren seit Jahren unsere Zeitschriften nach Standard pdf/X-1a:2003 und schreiben diese Standards unseren Anzeigenkunden für angelieferte pdf-Dateien vor. Es gehen auch Korrektur-pdf-Dateien in RGB und geringer Auflösung in Version 1.3 an Kunden und Redaktionen, um zu vermeiden, dass sich die Layouts bei Ausgabe auf einfachen Druckern verändern (bspw. Schriftfettung neben Schlagschatten-, Transparenzobjekten, Rahmen um Freisteller etc). Grund ist also die Vermeidung von Transparenzproblemen, weil hier Indesign die Transparenzreduzierung vornimmt. Nun erzeugt dieser Standard in CS5.5 fehlerhafte Produktions-pdf-Dateien. Betroffen sind mehrere Zeitschriften-Objekte mit Seitenumfängen zwischen 36 und 100 Seiten, darin werden einige hundert Anzeigen-Dateien jährlich eingebunden.
Das Zurückspeichern via IDML-Export und neu Öffnen brachte keinen Erfolg. Tests bestätigen, dass Transparenzen (Schlagschatten, transparente Objekte) z.B. auf der Titelseite die Probleme auf den Folgeseiten verursachen (s.u.), wobei die Titelseite korrekt ist! Werden die Seiten einzeln ausgegeben, tritt der Fehler nicht auf. Probleme gibt es jedoch auch in Dokumenten ohne solche Objekte auf der ersten Seite. Es werden hier Standardseitenelemente wie Rubrikentiltel und Farbflächen verschoben. Es handelt sich hierbei evtl. um zwei unterschiedliche Probleme. In den internationalen Adobe-Foren finden sich bereits beide Fehlerbeschreibungen. Die Fehlerhäufigkeit liegt bei etwa 6-8 fehlerhaften Seiten in einem 36-seitigen Dokument.
Test via Destiller habe ich noch nicht gemacht, das halte ich auch nicht für zeitgemäß. Für eine Umstellung weg von unserem bewährten pdf/X-Standard müsste ich mit einem guten Dutzend Druckereien konferieren.Von Produktionssicherheit kann aktuell keine Rede sein. Streng genommen müssten wir zurück zu Indesign CS4 - hier gabe es keinerlei Probleme - im übrigen auch nicht unter CS2 (CS3 haben wir ausgelassen).
Ich habe Anfang Februar einen Supportfall bei Adobe eröffnet und eine Testdatei übermittelt. Folgende Antwort habe ich diese Woche erhalten:
*Wir haben das Phänomen nachgestellt. Auch bei uns erfolgt der Export fehlerhaft. Der Grund liegt darin, dass Acrobat 4 keine Schlagschatten (Titelseite) verarbeiten kann. Daraus resultieren auch Fehler auf folgenden Seiten. Wir müssen daher empfehlen, dass Dokument ohne Schlagschatten zu exportieren.*
Adobe hat mit der Antwort die Support-Anfrage geschlossen, ich habe sie jedoch wieder geöffnet, denn diese Antwort ist alles andere zufriedenstellend. Wir können wegen dieser Problematik in Indesign CS5.5 nicht die über Jahre eingeführten Titelgestaltungen diverser Zeitschriften mit monatlicher und vierteljählicher Erscheinungsweise ändern. Wir haben über die Jahre mit Indesign CS2 und CS4 problemlos mit Transparenzen jeglicher Art produziert, solange wir in pdf-Version 1.3 ausgegeben haben. Die Ausgabe in pdf-Version 1.3 wurde explizit von Fachleuten fast ein Jahrzehnt lang empfohlen, um Transparenzproblemen aus dem Weg zu gehen - es handelt sich immerhin um einen von Adobe entwickelten Industriestandard. Desweiteren werden Standardseitenbestandteile verschoben, die keinerlei Bezug zu Transparenzen haben.
Mich würde interessieren, ob Kollegen ähnliche Probleme mit Indesign CS5.5 bei der pdf-Ausgabe haben und ob jemand Kenntnisse über Abhilfe hat bzw. ob hier im schlechtesten Fall ein bug.
Für Rückmeldungen vielen Dank.
Ulf Eberhard
Nachtrag: Momentan scheint mir als einzige unkomplizierte Möglichkeit das Ausgeben einer pdf/X-4:2010-Datei in Indesign CS5.5 und anschließender Konvertierung dieser Datei in Acrobat X über die Preflight-Einstellung PDF/X-1a konvertieren. Diese Datei ist dann nicht fehlerhaft. Das hat by the way den Vorteil einer anständigen Überprüfung meiner Produktionsdatei.
Ich dachte immer, die pdf-Engine von Indesign und Acrobat greifen auf dieselben Settings zurück. Da ist doch irgendwas mit Indesign CS5.5 im argen! Im Übrigen habe ich einige Diskussionen von Experten im englischsprachigen Forum gelesen, dass pdf/X-1a veraltet sei und nur die Ignoranz von Druckdienstleistern zu solchen Standards zwingen, weil sie ihre Ausgabe-Rips nicht auf den aktuellen Stand bringen. Da frage ich mich nur: was hilft mir diese Info???